So gelingt der Einstieg ins erste PPA – Schritt für Schritt erklärt

Olivia Matondo
26.6.2025

Ein Power Purchase Agreement (PPA) ermöglicht es Unternehmen, Strom aus erneuerbaren Energien langfristig zu kalkulierbaren Preisen zu beziehen – direkt vom Erzeuger. Dieser Leitfaden zeigt, wie Unternehmen strukturiert und sicher in ihr erstes PPA einsteigen.

Das erwartet Sie in diesem Artikel

  • PPAs sind langfristige Direktverträge für Ökostrom:
    Anders als klassische Stromverträge sichern PPAs über 5–15 Jahre stabile Preise und ermöglichen CO2-Reduktion gemäß ESG-Vorgaben.
  • Der Einstieg erfordert strategische und organisatorische Vorbereitung:
    Voraussetzung sind ein relevanter Strombedarf, internes Know-how oder externe Unterstützung, sowie ein klares Zielbild (z. B. Preisstabilität oder Klimaneutralität).
  • Der Prozess folgt sieben klaren Schritten – von der Bedarfserhebung bis zur Umsetzung:
    Dazu gehören u. a. Modellwahl, Stakeholder-Abstimmung, Ausschreibung und Vertragsverhandlung.
  • Wichtige Vertragsbausteine müssen sorgfältig geprüft werden:
    Preisgestaltung, Abnahmeverpflichtungen, Bilanzierung und Nachhaltigkeitswirkung (Green Claims) sind zentrale Risikofaktoren, die professionell begleitet werden sollten.

Was ist beim ersten PPA besonders wichtig?

Der Einstieg in ein Power Purchase Agreement (PPA) ist für viele Unternehmen Neuland. Während klassische Stromverträge meist kurzfristig und standardisiert ablaufen, ist ein PPA ein langfristiges, individuell ausgehandeltes Abkommen – oft über 10 bis 15 Jahre. Die wichtigsten Erfolgsfaktoren dabei: klare Zieldefinition, interne Abstimmung, und realistische Einschätzung des eigenen Handlungsrahmens.

Wichtig ist vor allem: Ein PPA ist kein kurzfristiges Sparinstrument, sondern ein strategisches Mittel zur Kostenstabilisierung, Versorgungssicherheit und Erfüllung von Klimazielen. Wer ein PPA abschließt, verpflichtet sich zur langfristigen Partnerschaft – daher sollte der Einstieg gut vorbereitet sein.

Welche Voraussetzungen muss ein Unternehmen erfüllen?

Damit ein PPA wirtschaftlich, technisch und organisatorisch sinnvoll ist, sollten Unternehmen vorab einige Grundvoraussetzungen prüfen:

  • Strombedarf: Ideal ist ein jährlicher Verbrauch ab ca. 5 GWh, gleichmäßig verteilt oder gut prognostizierbar.
  • Planungssicherheit: Ein Planungshorizont von mindestens 5 Jahren ist empfehlenswert.
  • Interne Ressourcen: Energieteam, Einkauf oder externe Partner müssen die Marktlogik und Vertragskomplexität verstehen – hier kann ecoplanet als erfahrener Umsetzungspartner beratend und operativ unterstützen.
  • Management-Buy-in: Die Geschäftsführung sollte die strategische Bedeutung des PPAs mittragen – insbesondere bei Preisrisiken oder Kapitalbindung.

Kleinere Unternehmen ohne eigenes Energieteam können trotzdem ein PPA realisieren – z. B. über ein sogenanntes Sleeved-Modell oder durch enge Begleitung durch externe Experten.

In 7 Schritten zum eigenen PPA

Ein strukturierter PPA-Prozess hilft, Risiken zu minimieren und die Umsetzung effizient zu gestalten:

  1. Ziele definieren
    Was soll das PPA leisten – Preisstabilität, CO2-Einsparung, ESG-Erfüllung? Klare Zielpriorisierung hilft, die richtigen Partner und Vertragsmodelle auszuwählen.
  2. Bedarf analysieren
    Erfassen Sie Lastgangdaten, Verbrauchsprofile und Standortbesonderheiten. Je besser Sie Ihren Bedarf kennen, desto passgenauer können Angebote bewertet werden.
  3. Stakeholder einbinden
    Einkauf, Nachhaltigkeit, Controlling, Recht und Geschäftsführung sollten frühzeitig eingebunden werden, um Genehmigungsprozesse zu beschleunigen und spätere Hürden zu vermeiden.
  4. PPA-Modell wählen
    Physisch, virtuell, Onsite oder Sleeved – je nach Verbrauchsstruktur, technischer Infrastruktur und Risikobereitschaft empfiehlt sich ein anderes Modell. Lesen Sie hier, wie sich die Modelle unterscheiden.
  5. Ausschreibung vorbereiten
    Technische Anforderungen, wirtschaftliche Zielparameter und ein grober Vertragsrahmen sollten in einer Ausschreibung gebündelt werden – je strukturierter, desto besser die Resonanz.
  6. Partner auswählen & verhandeln
    Angebote vergleichen, Vertragsdetails prüfen, Preisformeln bewerten und Bilanzierungsfragen klären. Transparenz und Vergleichbarkeit sind hier entscheidend.
  7. Implementierung & Go-Live
    Vertrag abschließen, Netzanbindung bzw. Bilanzkreisabwicklung vorbereiten und Stromlieferung starten. Parallel sollten Reporting-Prozesse (z. B. für CO2-Bilanzierung) aufgesetzt werden.


Worauf sollten Sie beim Vertragsabschluss achten?

Ein Power Purchase Agreement ist deutlich komplexer als ein klassischer Stromvertrag. Die Vertragslaufzeiten sind länger, die Preisgestaltung individueller – und viele Regelungen müssen frühzeitig durchdacht werden. Achten Sie beim PPA abschließen besonders auf folgende Punkte:

  • Preisstruktur:
    Klären Sie, wie der Strompreis berechnet wird. Ist ein fester Preis über die gesamte Laufzeit vereinbart? Oder schwankt der Preis in Abhängigkeit vom Strommarkt (z. B. gekoppelt an einen Index)? Manche Verträge enthalten auch Preisgrenzen – sogenannte Preisbänder – die nach oben und unten absichern.
  • Lieferverpflichtungen:
    In vielen Verträgen verpflichtet sich das Unternehmen zur Abnahme einer bestimmten Strommenge – auch dann, wenn es diese zeitweise nicht benötigt („Take-or-pay“-Klausel). Prüfen Sie, wie flexibel Sie im Verbrauch sein dürfen und was bei Abweichungen passiert.
  • Laufzeit und Ausstiegsmöglichkeiten:
    PPAs laufen meist 5 bis 15 Jahre. Deshalb sollten Sie wissen, unter welchen Bedingungen eine Kündigung oder Vertragsänderung möglich ist – z. B. bei Standortschließung oder regulatorischen Änderungen.
  • Abwicklung und Verantwortung:
    Klären Sie, wer die sogenannten Bilanzierungsaufgaben übernimmt – also die Verantwortung dafür, dass Erzeugung und Verbrauch des Stroms zusammenpassen. In vielen Fällen übernimmt das ein Dienstleister oder Energieversorger.
  • Nachhaltigkeit und CO₂-Anrechnung (Green Claims):
    Wenn Sie das PPA für Ihre Klimabilanz nutzen wollen, müssen die „grünen Eigenschaften“ des Stroms – etwa durch Herkunftsnachweise – eindeutig Ihrem Unternehmen zugeordnet werden. Nur dann dürfen Sie den Strom als klimafreundlich deklarieren.

Tipp: Holen Sie frühzeitig juristische und energiewirtschaftliche Unterstützung hinzu. Besonders bei der Preisgestaltung, den Vertragslaufzeiten und der Nachhaltigkeitsanrechnung lauern Fallstricke, die sich später nicht mehr korrigieren lassen.

Welche Stakeholder sollten Sie frühzeitig einbinden?

Ein Power Purchase Agreement betrifft mehrere Unternehmensbereiche. Um den Prozess effizient zu gestalten, binden Sie folgende Stakeholder von Anfang an ein:

  • Geschäftsführung (Budget- und Entscheidungsverantwortung)
  • Rechtsabteilung (Vertragsprüfung und Haftungsfragen)
  • Controlling und Finanzen (Bilanzielle Auswirkungen und Cashflow)
  • Nachhaltigkeit / ESG-Team (Scope 2, Klimabilanz, Kommunikation)

So vermeiden Sie Verzögerungen und schaffen intern Akzeptanz für den strukturellen Wandel in der Energiebeschaffung.

PPA-Checkliste für Energieeinkäufer

  • Strombedarf und Verbrauchsprofil analysiert
  • Unternehmensziele klar priorisiert (Kosten, CO2, Versorgung)
  • Stakeholder eingebunden (Einkauf, ESG, Recht, GF)
  • Passendes PPA-Modell identifiziert
  • Markt sondiert und Anbieter kontaktiert
  • Ausschreibung durchgeführt und verhandelt
  • Vertrag geprüft, unterzeichnet und umgesetzt
  • Lieferstart organisiert, Kommunikation vorbereitet

Quellen