Dunkelflaute: Was bedeutet sie für Unternehmen?

Olivia Matondo
17.7.2025

Die Energiewende in Deutschland schreitet voran – doch mit dem steigenden Anteil erneuerbarer Energien wächst auch die Herausforderung, Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Besonders das Phänomen der Dunkelflaute stellt Energieversorger und Unternehmen vor komplexe Aufgaben.

Dunkelflaute in Kürze

  • Dunkelflaute bezeichnet Wetterperioden mit gleichzeitig wenig Sonneneinstrahlung und Windstille, wodurch erneuerbare Energien kaum Strom produzieren
  • Seit dem verstärkten Ausbau erneuerbarer Energien in Deutschland sind diese Phasen besonders kritisch für die Stromversorgung
  • Extreme Preisspitzen können auftreten – wie im Dezember 2024 mit Börsenpreisen von über 900 Euro pro Megawattstunde
  • Unternehmen mit börsenbasierten Stromtarifen sind unmittelbar betroffen, energieintensive Betriebe müssen teilweise ihre Produktion drosseln
  • Mit strategischer Strombeschaffung, eigenen Erzeugungsanlagen und intelligentem Lastmanagement können Unternehmen sich absichern
  • ecoplanet unterstützt dabei mit Analysetools und maßgeschneiderten Lösungen zur Optimierung des Energieverbrauchs und zur Minimierung von Preisrisiken

Was ist eine Dunkelflaute – und warum betrifft sie Ihr Unternehmen?

Eine Dunkelflaute bezeichnet eine Wetterlage, bei der gleichzeitig wenig Sonne scheint und kaum Wind weht. Dies ist eine Situation, in der sowohl Photovoltaik- als auch Windkraftanlagen deutlich weniger Strom produzieren. Für ein Energiesystem mit hohem Anteil erneuerbarer Energien bedeutet dies eine erhebliche Herausforderung.

Reale Ereignisse aus jüngster Vergangenheit

Im Dezember 2024 erlebte Deutschland eine besonders ausgeprägte Dunkelflaute. Die Strompreise an der Börse explodierten zeitweise auf über 900 Euro pro Megawattstunde – das Zehnfache des üblichen Preises. Auch im Januar 2025 führte eine weitere Dunkelflaute zu erheblichen Preisschwankungen und stellte die Versorgungssicherheit auf die Probe.

Für Unternehmen mit hohem Energiebedarf können solche Situationen existenzbedrohend sein. Besonders betroffen sind Betriebe, die ihren Strom direkt an der Börse einkaufen oder deren Verträge an Börsenpreise gekoppelt sind.

Wie entsteht eine Dunkelflaute aus technischer Sicht?

Dunkelflauten entstehen durch spezifische meteorologische Bedingungen, die besonders in den Wintermonaten auftreten können.

Typische Wetterlagen

Hauptursache für Dunkelflauten sind großräumige Hochdruckgebiete, die sich über Mitteleuropa festsetzen. Diese bringen oft stabile Wetterlagen mit sich: wenig Wind und Sonne, dichte Bewölkung oder Nebel und in den Wintermonaten kurze Tage mit geringer Sonneneinstrahlung. Besonders kritisch sind Inversionswetterlagen, bei denen kalte Luftmassen in Bodennähe unter wärmeren Luftschichten liegen und so eine stabile Schichtung erzeugen, die Luftbewegungen verhindert.

Laut Studien des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) treten Dunkelflauten in Deutschland durchschnittlich zweimal jährlich auf und dauern zwischen zwei und acht Tagen. Besonders häufig sind sie zwischen Ende Januar und Anfang Februar zu beobachten.

Auswirkungen auf die Stromerzeugung

Während einer Dunkelflaute kann die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen auf unter 20 % der installierten Leistung fallen. Im Extremfall liefert die Windkraft weniger als 1 % ihrer Kapazität. Da erneuerbare Energien mittlerweile rund 60 % des deutschen Strommixes ausmachen, entsteht so eine erhebliche Versorgungslücke, die durch konventionelle Kraftwerke oder Importe geschlossen werden muss.

Welche Auswirkungen hat die Dunkelflaute auf Strompreise und Versorgungssicherheit?

Die unmittelbare Folge einer Dunkelflaute ist ein drastischer Anstieg der Strompreise an der Börse.

Preisbildung während der Dunkelflaute

Wenn Wind- und Solarstrom ausfallen, müssen teurere Kraftwerke einspringen. Nach dem Merit-Order-Prinzip bestimmt das teuerste noch benötigte Kraftwerk den Strompreis für alle. Während der Dunkelflaute im Dezember 2024 stiegen die Preise an der Strombörse auf bis zu 936 Euro pro Megawattstunde – ein Rekordwert, der sogar die Höchststände während der Energiekrise übertraf.

Bedeutung für die Strombeschaffung

Für Unternehmen mit unterschiedlichen Beschaffungsmodellen ergeben sich verschiedene Risiken:

  • Unternehmen mit festen Stromtarifen sind kurzfristig geschützt, müssen aber mittelfristig mit höheren Preisen rechnen
  • Betriebe mit börsenbasierten Tarifen oder direktem Börsenzugang sind unmittelbar von Preisspitzen betroffen
  • Energieintensive Industrien können gezwungen sein, ihre Produktion zu drosseln oder temporär einzustellen

Die Dunkelflaute offenbart auch strukturelle Herausforderungen im Energiesystem: Trotz ausreichender Kraftwerkskapazitäten wurden während der Dunkelflaute im Dezember 2024 nicht alle verfügbaren konventionellen Kraftwerke hochgefahren. Rund ein Drittel der Kraftwerke blieb aus verschiedenen Gründen inaktiv – teils wegen technischer Defekte, teils weil Reservekraftwerke gesetzlich nur bei drohenden Blackouts eingesetzt werden dürfen.

Welche Strategien können Unternehmen im Umgang mit der Dunkelflaute entwickeln?

Für Unternehmen gibt es verschiedene Ansätze, um die Risiken von Dunkelflauten zu minimieren und Versorgungssicherheit zu gewährleisten.

Flexible Strombeschaffung

Eine strategische Mischung verschiedener Beschaffungsmodelle kann Preisrisiken reduzieren:

  • Trancheneinkauf: Strom wird in mehreren Teilmengen zu unterschiedlichen Zeitpunkten beschafft, um Preisschwankungen auszugleichen
  • Kombinierte Verträge mit festen und variablen Anteilen bieten Sicherheit und Flexibilität
  • Langfristige Lieferverträge (PPAs) direkt mit Betreibern erneuerbarer Energieanlagen können Preissicherheit bieten

Eigenversorgung und Speicherlösungen

Die Installation eigener Erzeugungsanlagen kann Unternehmen unabhängiger von Marktpreisschwankungen machen:

  • Photovoltaikanlagen auf Firmendächern oder -flächen
  • Batteriespeicher zur Überbrückung kurzfristiger Engpässe
  • Blockheizkraftwerke, die bei Bedarf hochgefahren werden können

ecoplanet bietet hier maßgeschneiderte Lösungen für Unternehmen, die ihre Energieversorgung optimieren und gegen Preisschwankungen absichern möchten.

Verbrauchsflexibilisierung

Durch intelligentes Lastmanagement können Unternehmen ihren Verbrauch an die Verfügbarkeit günstigen Stroms anpassen:

  • Verlagerung energieintensiver Prozesse in Zeiten niedriger Strompreise
  • Automatisierte Abschaltung nicht kritischer Verbraucher bei Preisspitzen
  • Teilnahme an Flexibilitätsmärkten, wo Unternehmen für die Bereitstellung von Lastverschiebungspotenzial vergütet werden

Wie oft tritt eine Dunkelflaute auf – und wie entwickelt sich das in Zukunft?

Die Häufigkeit und Bedeutung von Dunkelflauten wird durch den fortschreitenden Ausbau erneuerbarer Energien zunehmend relevanter.

Statistische Häufigkeit

Laut Forschungsdaten treten ausgeprägte Dunkelflauten in Deutschland durchschnittlich zweimal pro Jahr auf, typischerweise in den Wintermonaten. Die Dauer variiert zwischen zwei und acht Tagen, wobei besonders kritische "kalte Dunkelflauten" – bei denen zusätzlich niedrige Temperaturen den Strombedarf erhöhen – seltener vorkommen.

Zukunftsperspektiven

Mit dem weiteren Ausbau erneuerbarer Energien und dem gleichzeitigen Rückbau konventioneller Kraftwerke wird die Herausforderung der Dunkelflaute wachsen. Die deutsche Kraftwerksstrategie sieht vor, neue flexible Gaskraftwerke zu bauen, die später auf möglicherweise grünen Wasserstoff umgestellt werden können. Diese sollen als "Backup" für erneuerbare Energien dienen.

Gleichzeitig entwickeln sich technologische Lösungen weiter:

  • Großbatteriespeicher mit immer größeren Kapazitäten
  • Power-to-Gas-Technologien zur Langzeitspeicherung von Überschussstrom
  • Bidirektionales Laden von Elektrofahrzeugen als dezentrale Speicherlösung
  • Intelligente Netze, die Angebot und Nachfrage besser koordinieren

Wie können Unternehmen Dunkelflauten aktiv begegnen – statt teuer zu reagieren?

Die Dunkelflaute ist keine unüberwindbare Hürde für die Energiewende, sondern ein kalkulierbares Risiko, das durch vorausschauendes Handeln bewältigt werden kann.

Für Unternehmen empfiehlt sich ein mehrstufiger Ansatz:

  1. Analyse der eigenen Verbrauchsmuster und Identifikation kritischer Prozesse
  2. Entwicklung einer diversifizierten Beschaffungsstrategie, die Preisrisiken minimiert
  3. Investition in Eigenerzeugungs- und Speicherlösungen, wo wirtschaftlich sinnvoll
  4. Implementierung von Lastmanagement-Systemen zur flexiblen Anpassung des Verbrauchs
  5. Regelmäßige Überprüfung und Anpassung der Strategie an veränderte Marktbedingungen

Mit ecoplanet können Unternehmen ihren Energieverbrauch transparent analysieren und optimieren. Die Software ermöglicht es, Verbrauchsspitzen zu identifizieren, Einsparpotenziale zu erkennen und die Energiebeschaffung strategisch zu planen.

Die Dunkelflaute wird mit zunehmendem Anteil erneuerbarer Energien an Bedeutung gewinnen. Unternehmen, die sich frühzeitig darauf einstellen, können nicht nur Risiken minimieren, sondern auch Wettbewerbsvorteile erzielen. Die Kombination aus intelligenter Beschaffung, eigener Erzeugung und flexiblem Verbrauch bildet die Grundlage für eine resiliente Energiestrategie in Zeiten der Energiewende.

Quellen

Weg zum klimaneutralen Stromsystem interaktiv erkunden | Agora Energiewende

Dunkelflaute | BMWE

Versorgung bei Dunkelflaute | Orsted