PPA Stromliefervertrag: Wie Power Purchase Agreements Stromkosten um bis zu 20% senken

PPA Stromliefervertrag in Kürze
- Definition: Ein Power Purchase Agreement ist ein langfristiger Stromliefervertrag zwischen einem Erzeuger erneuerbarer Energien und einem Abnehmer zu festgelegten Konditionen.
- Zentrale Vorteile: Unternehmen erhalten Planungssicherheit durch feste Strompreise über Laufzeiten von 10 bis 20 Jahren und reduzieren ihre CO₂-Emissionen ohne hohe Anfangsinvestitionen.
- Modellvielfalt: Es gibt physische PPAs (Onsite PPA, Offsite PPA, Private Wire PPA) und virtuelle PPAs, die sich in Lieferweg und vertraglicher Struktur unterscheiden.
- Wirtschaftlicher Nutzen: PPAs ermöglichen Kostenkontrolle in volatilen Energiemärkten und verbessern die Kreditwürdigkeit von erneuerbaren Energieprojekten durch gesicherte Abnahmeverträge.
Was ist ein Power Purchase Agreement genau?
Ein Power Purchase Agreement, kurz PPA, ist ein Vertrag zwischen einem Stromerzeuger, in der Regel Betreiber von Wind-, Photovoltaik- oder anderen erneuerbaren Energieanlagen, und einem Stromabnehmer. Der Vertrag regelt die Lieferung einer bestimmten Strommenge zu einem vorab vereinbarten Preis über einen festgelegten Zeitraum.
Im Gegensatz zu klassischen Stromverträgen mit variablen Preisen bietet ein PPA Stromliefervertrag beiden Seiten Sicherheit: Der Erzeuger hat eine garantierte Abnahme seiner Produktion, der Abnehmer profitiert von stabilen, kalkulierbaren Energiekosten. Diese Planungssicherheit ist besonders für energieintensive Unternehmen in Deutschland wertvoll, wo volatile Energiemärkte und steigende Strompreise die Betriebskosten erheblich belasten.
PPAs werden üblicherweise für Laufzeiten von 10 bis 20 Jahren abgeschlossen und können den gesamten Strombedarf eines Unternehmens oder nur Teilmengen abdecken.
Die Vertragsgestaltung ist flexibel: Neben festen Preisen sind auch Rabattmodelle oder Preise gekoppelt an Großhandelspreise möglich.
Welche Arten von PPAs gibt es?
Die Vielfalt an Vertragsausgestaltungen bei Power Purchase Agreements ist groß. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen physischen und virtuellen PPAs sowie nach dem Abnehmer zwischen Corporate PPAs und Merchant PPAs.
Physische PPAs: On site PPAs, Off site PPAs und Private Wire PPAs
Bei physischen PPAs wird tatsächlich Strom geliefert. Die drei Haupttypen unterscheiden sich im Lieferweg:

On site PPA: Hier befindet sich die Erzeugungsanlage direkt auf dem Betriebsgelände des Verbrauchers, beispielsweise eine Photovoltaikanlage auf dem Hallendach. Der Strom fließt über eine direkte Leitung zum Abnehmer, nicht über das öffentliche Netz. Dadurch können Netzentgelte und andere Abgaben entfallen oder reduziert werden.
Ein Praxisbeispiel: Ein Industriebetrieb möchte seine Strombezugskosten senken, will aber nicht selbst in eine PV-Anlage investieren. Er schließt einen Onsite PPA mit einem Projektierer ab, der die Anlage errichtet, betreibt und den erzeugten Strom zum vereinbarten Preis liefert. Überschüssiger Strom wird ins öffentliche Netz eingespeist. Da der Strom direkt den Verbrauch des Unternehmens mindert, sind alle Onsite PPAs gleichzeitig Corporate PPAs.
Offsite PPA: Hier erfolgt die Stromlieferung über das öffentliche Stromnetz. Die Erzeugungsanlage muss nicht in räumlicher Nähe zum Abnehmer stehen, was dem Betreiber Flexibilität bei der Standortwahl gibt, etwa für Wind- oder Solaranlagen an Orten mit optimalen Bedingungen. Die Stromlieferung wird bilanziell über die Bilanzkreise von Erzeuger und Abnehmer abgewickelt. Netzentgelte und Abgaben fallen weiterhin an, aber der Abnehmer erhält Grünstromzertifikate (Herkunftsnachweise) für die bezogene Menge.
Private Wire PPA: Eine Sonderform, bei der Erzeuger und Abnehmer durch eine private Direktleitung verbunden sind, aber nicht auf demselben Gelände liegen.
Corporate PPA vs. Merchant PPA
Corporate PPA: Der Abnehmer ist ein verbrauchendes Unternehmen. Ziel ist die Versorgung mit grünem Strom zu stabilen Preisen und die Erreichung von Nachhaltigkeitszielen. Corporate PPAs können sowohl Onsite als auch Offsite strukturiert sein.
Merchant PPA: Der Abnehmer ist ein Stromhändler, der den Strom entweder an der Börse vermarktet oder an definierte Endverbraucher weiterleitet.
Warum schließen Unternehmen Power Purchase Agreements ab?
Die Motivation für ein Power Purchase Agreement ist für Unternehmen vielfältig und geht über reine Kostensenkung hinaus:
Integration in die Beschaffungsstrategie: PPAs lassen sich nahtlos in eine ganzheitliche und hybride Energiebeschaffungsstrategie integrieren. Durch die Verbindung von PPAs mit strukturierten Beschaffungsmodellen können Preisrisiken ausgeglichen, Kosten gesenkt und Nachhaltigkeitsziele langfristig abgesichert werden. Eine der klassischen und in der Praxis besonders bewährten Portfolio-Architekturen besteht aus ein bis zwei PPAs, zum Beispiel einer Mischung aus Wind- und Solarstrom, kombiniert mit einem strukturierten Beschaffungsmodell wie etwa einer Aufteilung aus siebzig Prozent Tranchenfixierung und dreißig Prozent Spotmarktanteil. Diese Kombination nutzt die Stärken jeder Beschaffungsform: PPAs liefern langfristige Preissicherheit und garantierte Herkunft aus erneuerbaren Energien, Tranchenkäufe erhöhen die Planbarkeit durch gestaffelte Fixierungen und der Spotmarktanteil schafft Flexibilität bei kurzfristigen Marktchancen.
Kostensicherheit und -reduktion: In Zeiten volatiler Energiemärkte bieten PPAs Planungssicherheit. Unternehmen können ihre Energiekosten über Jahre hinweg kalkulieren und schützen sich vor Preisschocks. Dies ist besonders für energieintensive Betriebe mit geringen Margen essenziell, die unter hohem Kostendruck stehen.
Nachhaltigkeitsziele erreichen: Viele Unternehmen stehen unter gesellschaftlichem und regulatorischem Druck, ihre CO₂-Emissionen zu reduzieren. Ein PPA ermöglicht den Bezug von grünem Strom ohne eigene Investitionen in Erzeugungsanlagen. Die Herkunftsnachweise belegen die nachhaltige Stromquelle und verbessern das Image.
Keine Anfangsinvestitionen: Bei einem Onsite PPA übernimmt ein Dritter die Investitions-, Projekt- und Betriebsrisiken der Erzeugungsanlage. Das Unternehmen zahlt nur für den gelieferten Strom, ohne Kapital zu binden.
Verbesserte Finanzierbarkeit erneuerbarer Projekte: Für Anlagenbetreiber schaffen PPAs eine verlässliche Einnahmequelle, die Banken bei der Projektfinanzierung überzeugt. Dies fördert den Ausbau erneuerbarer Energien.
Worauf sollten Unternehmen bei der Wahl eines PPA achten?
Bei der Entscheidung für ein Power Purchase Agreement sollten Unternehmen mehrere Faktoren berücksichtigen:
Energieverbrauchsprofil: Passt die Erzeugungscharakteristik der Anlage (z. B. PV mit Tageserzeugung) zum Verbrauchsprofil des Betriebs? Bei Onsite PPAs wird die Anlagendimensionierung idealerweise am Verbrauchsprofil ausgerichtet.
Vertragslaufzeit und Preisgestaltung: Langfristige Verträge bieten Stabilität, binden aber auch. Feste Preise schützen vor Preissteigerungen, können aber nachteilig sein, falls Marktpreise langfristig fallen. Flexible Preismodelle mit Rabatten auf Großhandelspreise können eine Alternative sein.
Rechtliche und steuerliche Rahmenbedingungen: Bei Onsite PPAs sind Fragen der Stromsteuerbefreiung und des Anlagenbegriffs relevant. Geplante Gesetzesänderungen können die Attraktivität weiter erhöhen.
Anbieterunabhängigkeit: Unternehmen sollten keine enge Bindung an einen einzelnen Energieversorger eingehen und regelmäßig Angebote verschiedener Anbieter vergleichen, um optimale Konditionen zu sichern.
Quellen
- Corporate Renewable Power Purchase Agreements | WBCSD
- Power Purchase Agreement (PPA) – Wissen | Next Kraftwerke
- On-Site Power Purchase Agreements: Bald noch attraktiver durch geplante Änderungen | Bird & Bird



