KUEBLL-Liste: Welche Branchen vom Industriestrompreis profitieren

KUEBLL-Liste und Industriestrompreis in Kürze
- Die KUEBLL-Liste ist eine offizielle EU-Liste, die Branchen mit Carbon-Leakage-Risiko aufführt, also Sektoren, die wegen hoher Energiekosten ins Ausland abwandern könnten.
- Liste 1 umfasst etwa 91 Sektoren (z. B. Glas-, Zement-, Keramikproduktion, Metallherstellung), die voraussichtlich ohne weiteren Nachweis vom Industriestrompreis profitieren. Die spezifischen Sektoren sind auf (link) detailliert aufgelistet.
- Etwa 2.000 Unternehmensgruppen europaweit könnten begünstigt werden, während Mittelstand und Dienstleistungssektor zunächst außen vor bleiben.
Was ist die KUEBLL-Liste und warum ist sie entscheidend?
Die KUEBLL-Liste (abgeleitet von den EU-Leitlinien für Klima-, Umweltschutz- und Energiebeihilfen) listet Branchen auf, die aufgrund hoher Energiekosten und starkem internationalem Wettbewerb gefährdet sind, ihre Produktion ins Ausland zu verlagern. Nur Unternehmen aus diesen Sektoren dürfen laut EU-Beihilferahmen staatlich geförderte Stromrabatte erhalten.
Die Liste gliedert sich in zwei Teile:
KUEBLL-Liste 1: Branchen, bei denen Carbon-Leakage-Risiken als gegeben gelten (z. B. Chemie, Metallindustrie, Glas- und Keramikherstellung, Papierindustrie, Teile des Maschinenbaus). Diese Sektoren gelten als „quasi gesetzt" für den Industriestrompreis.
KUEBLL-Liste 2 und nicht gelistete Branchen: Sektoren, die die CISAF-Kriterien (mindestens 5 % Strom- und Handelsintensität sowie 2 % kombinierte Intensität) individuell nachweisen müssen.
Die Bedeutung der KUEBLL-Liste geht jedoch über den Industriestrompreis hinaus. Sie prägt auch andere Entlastungsinstrumente wie Strompreiskompensation, KWKG-Umlage oder künftige BEHG-Ausnahmen.
Welche Branchen stehen auf der KUEBLL-Liste 1?
Die KUEBLL-Liste 1 umfasst aktuell mindestens 91 Sektoren beziehungsweise Teilsektoren. Die spezifischen Sektoren sind auf (link) detailliert aufgelistet.
Dazu gehören unter anderem:
- Chemische Industrie (Teile)
- Metallindustrie (z. B. Stahl, Aluminium)
- Gummi- und Kunststoffverarbeitung
- Glas- und Keramikherstellung
- Zementproduktion
- Batteriezellen- und Halbleiterproduktion
- Teile der Papierindustrie
- Teile des Maschinenbaus
- Rohstoffgewinnung
Diese Branchen gelten als besonders energieintensiv und im internationalen Wettbewerb exponiert. Unternehmen aus diesen Sektoren können voraussichtlich ohne individuellen Nachweis vom Industriestrompreis profitieren.
KUEBLL-Liste prüfen: Wie finde ich heraus, ob meine Branche begünstigt ist?
Die KUEBLL-Liste ist öffentlich zugänglich und wird regelmäßig von der EU-Kommission und dem Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) veröffentlicht.
Konkrete Schritte zur Prüfung:
- Liste einsehen: Aktuelle Versionen finden Sie auf den Websites der EU-Kommission und des BAFA.
- Branchenzuordnung: Prüfen Sie, ob Ihre Branche oder ein Teilsektor auf Liste 1 steht.
- CISAF-Kriterien prüfen: Falls nicht auf Liste 1, ermitteln Sie aktuelle Strom- und Handelsintensitäten auf Basis öffentlicher Daten (z. B. Eurostat).
- Datenerhebung: Aggregieren Sie branchenspezifische Stromkosten, werten Sie internationalen Handel aus und vergleichen Sie historische mit aktuellen Daten.
- Nachweis vorbereiten: Dokumentieren Sie Marktverschiebungen, Preisentwicklungen und strukturelle Veränderungen, die Ihre Branche betreffen.
Da die Datenaufbereitung aufwändig sein kann, empfiehlt sich professionelle Unterstützung, insbesondere wenn Fristen im Gesetzgebungsverfahren eingehalten werden müssen.
Was ändert sich durch den Industriestrompreis für KUEBLL-Branchen?
Ab 2026 sollen Unternehmen auf der KUEBLL-Liste von staatlichen Rabatten profitieren. Die EU erlaubt Rabatte von bis zu 50 % auf bis zu 50 % des Stromverbrauchs.
Wichtige Bedingungen:
Ökologische Gegenleistungen: Mindestens 50 % der erhaltenen Unterstützung muss in Dekarbonisierung investiert werden (z. B. erneuerbare Energien, Energieeffizienz, Flexibilität, Elektrolyseure).
Bonus für Flexibilität: Werden mindestens 80 % der Verpflichtung in Nachfrageflexibilität investiert, erhöht sich der Beihilfebetrag um 10 %.
Wahlrecht: Unternehmen, die bereits Strompreiskompensation erhalten, können zwischen beiden Instrumenten wählen.
Die Förderung wird über den Klima- und Transformationsfonds (KTF) finanziert. Schätzungen gehen von Kosten um ca. 3 Milliarden Euro aus.
Welche Energiekosten-Alternativen gibt es für Nicht-KUEBLL-Branchen?
Unternehmen außerhalb der KUEBLL-Liste müssen nicht tatenlos bleiben. Es gibt zahlreiche Hebel, um auch ohne direkte Förderung signifikante Kostensenkungen zu erreichen:
Strategischer Energieeinkauf:
Tranchenmodelle und optimierte Fixierungszeitpunkte
Marktzugang zu Spotmärkten und flexiblen Verträgen
Standortanalyse zur Minimierung von Netzentgelten
Leistungspreissteuerung durch gezieltes Lastmanagement
Verschiebung energieintensiver Prozesse in günstige Zeitfenster
Nutzung von Flexibilität als Erlösquelle
Regulatorische Vorteile bei Strom- und Energiesteuer
Systematische Identifikation von Effizienzpotenzialen
Eigenverbrauch und erneuerbare Energien:
PV-Anlagen, Speicher und Flexibilitätsmanagement als direkte Kostenhebel
Reduktion der Strombezugskosten durch Eigenversorgung
Quellen:
- Industriestrompreis: Warum Unternehmen und Branchen jetzt aktiv werden sollten | RGC News
- Diese Branchen sollen vom Industriestrompreis profitieren | Handelsblatt
- EU-Mitteilung zu staatlichen Beihilfen (CELEX: 52022XC0218(03)) | EUR-Lex
- Konzept des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie: Industriestrompreis | Table Briefings


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